Prof. Rudolf Berthold

Prof. Dr. Rudolf Berthold

Professor Dr. Rudolf Berthold wurde am 22. Mai 1898 in Stuttgart geboren, wo er auch zur Schule ging, und Elektrotechnik studierte. Während der anschließenden Promotion spezialisierte er sich auf die Röntgentechnik.

Nach einer ersten Anstellung bei Koch und Sterzel in Dresden wechselte er zu Siemens nach Berlin. 1927 heiratete er seine Frau Johanna. Die Familie wuchs - zunächst mit dem ersten Sohn Fritz im Jahr 1929 und schließlich mit dem zweiten Sohn Hans, der 1932 geboren wurde.

Im Jahr 1933 gründete er die „Röntgenstelle“, ein privates Unternehmen, das auf dem Gelände der Staatlichen Materialprüfungsanstalt in Berlin-Dahlem tätig war. Im Zuge des Autobahnausbaus mussten die Stahlkonstruktionen der Autobahnbrücken regelmäßig überprüft werden. Zur Materialprüfung sollten Röntgenverfahren eingesetzt werden, doch Rudolf Bertholds damaliger Arbeitgeber Siemens hatte als Röntgenapparatebauer hierfür nicht die erforderliche Expertise.

So ergab sich für Rudolf Berthold die Möglichkeit, als Selbständiger im staatlichen Auftrag Schweißnähte von Stahlkonstruktionen zerstörungsfrei zu prüfen. Nach Erhalt des staatlichen Prüfsiegels wurde die Röntgenstelle in „Reichsröntgenstelle“ umbenannt, blieb aber weiterhin sowohl juristisch wie auch finanziell  unabhängig. Man kann sie wohl heute am ehesten mit den Technischen Überwachungsvereinen vergleichen, die sich als Dienstleistungsunternehmen über Prüfgebühren oder die Besiegelung fremder Prüfungen finanzieren.

Das Verfahren zur Prüfung der Schweißnähte verwendete neben einer Röntgenröhre einen Röntgenfilm als Detektor und erfolgte meist durch eine Messung über  Nacht, da diese Filme sehr unempfindlich waren. Rudolf Berthold kam schließlich auf die Idee, den Film durch das viel empfindlichere Zählrohr zu ersetzen, das Geiger und Müller in den frühen 20er Jahren zum Nachweis ionisierender Teilchen entwickelt hatten.

Für die Entwicklung holte er sich 1936 einen Spezialisten für selbstlöschende Zählrohre  aus Stuttgart nach Berlin, Dr. Adolf Trost.  Bald darauf wird die Geräteentwicklung innerhalb der Reichsröntgenstelle in das „Vierjahresplaninstitut“ überführt. Durch die Trennung von Prüf- und Entwicklungsinstitut konnte  man an der allgemeinen staatlichen Forschungsförderung teilhaben. Ein Ergebnis des Entwicklungsprogramms  des Vierjahresplaninstituts war das erste Zählrohr für die Füllstandsmessung.

Inzwischen hatte Rudolf Berthold auch einen Lehrauftrag und schließlich  eine Professur an der TH Berlin erhalten. Im Laufe des Krieges brennen jedoch die Gebäude der Reichsröntgenstelle  und des Vierjahresplaninstituts 1943 nach einem Bombenangriff aus.  Es gelingt zum Glück wichtige Geräte und Unterlagen aus dem brennenden Gebäude zu retten.

Rudolf Berthold kann die Reichsröntgenstelle fortführen und verlegt sie nach Berlin-Wannsee in sein Privathaus. Das Vierjahresplaninstitut wird hingegen unter der Leitung von Dr. Trost in den Schwarzwald nach Neuenbürg in das ehemalige Hotel Bären verlagert. Frau Berthold und ihre Kinder verlassen ebenfalls Berlin und ziehen nach Wildbad. Professor Berthold folgt ihnen schließlich 1945 nach.

Nach dem Krieg werden weite Teile des Schwarzwaldes unter französische Verwaltung gestellt und die Geräte des Vierjahresplaninstituts beschlagnahmt.  Die ersten Jahre sind wie fast überall in Deutschland für Berthold uns sein kleines Team sehr schwer und von gegenseitiger Unterstützung  und fast schon familiären Zusammenhalt der Belegschaft geprägt.

Über Kontakte  zu den französischen Dienststellen gelingt es Berthold aber schließlich, die beschlagnahmten Geräte wieder zu übernehmen, woraufhin er ein Handelsgeschäft gründet das „Laboratorium Professor Dr. Berthold“.  Da die Räumlichkeiten in Neuenbürg zu eng geworden waren, wird das Unternehmen im Frühjahr 1949 von Neuenbürg nach Wildbad in die Räumlichkeiten  des ehemaligen Gasthauses „Zum Kühlen Brunnen“ verlegt.

1949 arbeiteten neben Prof. Berthold. 5 Arbeiter, 2 Angestellte und 2 Lehrlinge im „Laboratorium Professor Dr. Berthold“.  Das Spektrum der Anwendungen der Strahlungsmeßtechnik wuchs – Füllstandsmeßgeräte, Röntgengoniometer, ein Drahtseilprüfgerät, Messgeräte zur Prüfung von Schichtdicken, aber auch Strahlungsmessgeräte für allgemeine Anwendungen in der radiumverarbeitenden Industrie, Forschung und Medizin.

Mitte der 50er baut Berthold erste Dichtemeßgeräte. Für manche Anwendungen ersetzen dabei bereits die empfindlicheren Szintillationszähler die bis dahin eingesetzten Zählrohre. Auch beginnt die Zusammenarbeit mit dem Vorläufer des Kernforschungszentrums Karlsruhe, der Kernreaktor Bau- und Betriebsgesellschaft – der Einstieg in den Strahlenschutz hatte begonnen.

Berthold war nicht aber nicht nur ein Vorreiter der Materialprüfung, sondern auch ein begeisterter Cellist. Hier folgte er der Tradition seines Vaters, der Solocellist beim Stuttgarter Landestheater war. Eine Tradition, der sich auch die Mitarbeiter nicht entziehen konnten: So begann das Weihnachtsessen stets mit einer „musikalischen Zwangserziehung“ durch ein Vorspiel des firmeneigenen Streichquartetts (Prof. Dr. Berthold, Cello; Alfred Trippner, Violine; Fritz Berthold, Viola; Robert Schlegel, Querflöte).

Prof. Dr. Berthold starb im Januar 1960. Er war bis zuletzt für sein Unternehmen aktiv. Seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der zerstörungsfreien Materialprüfung wird jedoch bis heute in der Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin gewürdigt: Dort trägt das „Bertholdhaus“ seinen Namen.

Dr. Adolf Trost

Dr. Adolf Trost

Dr. Adolf Trost wurde 1911 in Stuttgart geboren. Er studierte dort Physik und entwickelte in Folge das selbstlöschende Geiger-Müller Zählrohr.

Während seiner Dissertation hatte er erkannt, dass Zählrohre sicherer und wirksamer funktionieren, wenn nach dem letzten Reinigen des Zählrohres mit Alkohol das Rohr nicht sauber ausgepumpt war. Nach Experimenten mit verschiedenen Dampfzusätzen und Rohrinnenoberflächen, gelang ihm schließlich die Entwicklung des  intern-löschenden Geiger-Müller-Zählrohres.

Dr. Trost wechselte 1936 zur Reichsröntgenstelle und blieb dort bis zur Evakuierung des „Vierjahresplaninstitutes“ nach Neuenbürg im Jahr 1943.

Als Entwicklungsleiter Strahlenmeßgeräte blieb er schließlich sein gesamtes Arbeitsleben bis 1980 bei Berthold.

Dr. Fritz Berthold

Dr. Fritz Berthold wird 1929 in Berlin geboren. Während des Krieges zog er in Folge der Aufforderung an Frauen und Kinder die Hauptstadt zu verlassen zusammen mit seiner Mutter und dem Bruder Hans von Berlin nach Wildbad. Sein Vater Prof. Dr. Rudolf Berthold folgte ihnen 1945 nach.

Er ging zunächst in Wildbad, dann in Pforzheim zur Schule. Der Mitarbeiter des Vaters, Dr. Adolf Trost, holte mit ihm so mach eine in den Kriegswirren ausgefallene Physik- und Mathematikstunden nach. Als das Pforzheimer Gymnasium bei einem Bombenangriff zerstört wurde, wechselte Fritz Berthold nach  Stuttgart, wo er bei seinem Großvater unterkam. Hier erlebte er auch das Kriegsende, lernte amerikanische Soldaten kennen und lernte so amerikanisches Englisch.

Gleich nach dem Abitur erhielt er ein Stipendium und studierte  für 9 Monate in North Carolina. Anschließend trampte er noch den Rest des Jahres durch die USA.

Er setzte dann sein Physikstudium in Stuttgart, Durham N.C. (USA). Mainz und Freiburg fort und wird Diplomphysiker. 1957 promovierte er schließlich in Freiburg.

Dr. Fritz Berthold (young)

1960 plante er eigentlich für 2 weitere Jahre für ein wissenschaftliches Projekt in die USA zu gehen, brach seinen  Aufenthalt in Stanford aber vorzeitig ab, als sein Vater stirbt. Anstatt seine wissenschaftliche Karriere fortzusetzen, nahm er die Herausforderung an, das Erbe seines Vaters anzutreten und die Leitung der Unternehmensgruppe als Geschäftsführer und Leiter der Entwicklungsabteilung zu übernehmen.

Er gründet 1967 den Geschäftsbereich „Strahlenschutz“ und in Folge den Geschäftsbereich „Bioanalytik“. Berthold wird  zum Goldstandard in der Lumineszenzmeßtechnik. Unter der Führung von Dr. Fritz Berthold wächst das Unternehmen von 1,5 Millionen DM Umsatz im Jahr 1960 auf 80 Millionen DM Umsatz im Jahr 1989.

1989 verkauft er das Unternehmen an den amerikanischen Technologiekonzern „EG&G“, heute Perkin Elmer. Nach 11 „Perkin Elmer Jahren“, entschied er sich das Unternehmen gemeinsam mit der Familie Berthold und Hans J. Oberhofer im Jahr 2000 wieder zurückzukaufen und unter dem Namen Berthold Technologies GmbH & Co.KG fortzuführen.

Auch 24 Jahre später steht Dr. Fritz Berthold dem Unternehmen als Beiratsmitglied und Seniorchef mit Rat und Tat zur Seite.